Opel parkt ohne CEO Neumann nach Paris um

Laut einem FAS-Bericht will Neumann das Unternehmen verlassen, sobald der Opel-Verkauf von GM an PSA vollzogen ist.

Das Motto Umparken im Kopf hat Karl-Thomas Neumann offenbar wörtlich genommen: Wie das Unternehmen mitteilte, ist der Opel-Chef von seinem Amt als Sprecher der Geschäftsführung zurückgetreten. Laut einem FAS-Bericht will er den Besitzerwechsel von General Motors zum PSA-Konzern nicht mitmachen. Nachfolger wird der bisherige Finanzchef Michael Lohscheller.

Am Freitag hat sich Karl-Thomas Neumann noch ganz den Aufgaben eines Opel-Chefs gewidmet. Auf dem Landesfest Hessentag, das dieser Tage in der Opel-Stadt Rüsselsheim steigt, präsentierte der Manager via Twitter Sportwagen, eine Besucherbahn fürs Werksgelände und populäre Rockkonzerte.

Nur wenige Stunden später scheint klar: Neumanns Tage bei Opel und in Rüsselsheim sind gezählt. Zuerst meldete die Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung, dass der Sprecher der Geschäftsführung das Unternehmen verlassen möchte, sobald der Verkauf von General Motors an die französische Peugeot-Mutter PSA vollzogen ist. Am Montagnachmittag bestätigte das Unternehmen: Karl-Thomas Neumann ist von seinem Amt zurückgetreten. Sein Nachfolger wird der bisherige Finanzchef Michael Lohscheller, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Neumann soll noch bis zum Abschluss des Verkaufsprozesses an den französischen PSA-Konzern Mitglied der Opel-Geschäftsführung bleiben, wie der Aufsichtsrat des Unternehmens weiterhin beschloss.

Seit den ersten Nachrichten über den Deal gab es Spekulationen über einen Abschied des 56 Jahre alten Neumanns, dem eine Unterordnung unter PSA-Chef Carlos Tavares nicht zugetraut wurde. Schließlich hat Neumann den traditionsreichen Autobauer, der seit 1929 zum US-Konzern General Motors gehört, seit 2013 weitgehend eigenständig gelenkt. Selbst Kritiker respektieren die griffige Werbung, das frische Image und die technisch stark verbesserte Produktpalette der Marke Opel.

Was dauerhaft fehlt, war und ist der wirtschaftliche Erfolg, denn auch Neumann schaffte es nicht, das GM-Europageschäft endlich aus den roten Zahlen zu steuern. Es gab dafür auch externe Gründe wie den Ausfall des russischen Marktes und die Schwäche des britischen Pfunds nach der Brexit-Entscheidung.

Doch offenbar hatte GM-Chefin Mary Barra das Vertrauen verloren und ließ sich auf die mittlerweile schon weit gediehenen Verkaufsgespräche mit den Franzosen ein. Die haben unter Tavares ihre Kosten im Griff, wie Neumann schon bei der 2012 begonnenen gemeinsamen Entwicklung neuer Familien-Autos beobachten konnte. Neumann soll nicht gerade zu den ersten gehört haben, die von Barra über das Milliarden-Geschäft unterrichtet wurden.

Dass Opel nun wohl ohne seinen technik-affinen Leitwolf nach Paris umparken muss, schwächt die Position des Unternehmens im neuen Konzern, glaubt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Institut der Universität Duisburg-Essen. Schon während der Übergangsarbeiten konnte Neumann seine neue Machtlosigkeit erleben, wenn Betriebsräte und IG Metall die vereinbarten Produktions- und Entwicklungsvolumina in einem Tarifvertrag festschreiben wollten. Ihre Verhandlungspartner dafür kamen vom Mutterkonzern GM, der ein Übergangsteam nach Rüsselsheim entsandt hat.

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